Jedes Jahr wird eine ausgesuchte Gruppe von Ehrenamtlichen ausgewählt um ihr Bundesland bei den Feierlichkeiten zum "Tag der Deutschen Einheit" zu vertreten. In diesem Jahr war das Motto der Veranstaltungen in Dresden "Brücken bauen" und die Mitglieder der Bürgerdelegationen aus allen 16 Bundesländern sollten aus dem Bereich Musik kommen. In diesem Jahr hatten 13 Mitglieder aus dem Landesturnverband und des Chorverbandes die Chance ihr Bundesland als Bürgerdelegation zu vertreten. Am frühen Morgen des 02. Oktobers machten wir uns von Magdeburg auf den Weg Richtung Dresden. Die meisten von uns kannten sich, da wir uns regelmäßig bei Meisterschaften, Lehrgängen oder Spielleutetreffen sehen. Doch auch mit den Mitgliedern des Chorverbandes haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und so reisten wir als eine lustige und bunte Mischung aus Musikern in Dresden an. Am Bahnhof Neustadt angekommen, trafen wir die Delegation aus Niedersachsen, die mit uns zusammen im Shuttleservice ins Maritim Hotel fuhren, wo wir in sehr schönen geräumigen Zimmern untergebracht wurden. Nach dem Einchecken hatten wir kurz die Möglichkeit uns frisch zu machen und gegebenenfalls umzuziehen bevor es zu einem kurzen Imbiss in das angrenzende Kongress Center ging. Als wir alle erfrischt und und gestärkt waren ging es auch schon los mit dem ersten Programmpunkt an diesem Tag. In der Kreuzkirche, der Antikirche zur Frauenkirche, wurden wir vom Chef der Staatskanzlei Dr. Fritz Jaeckel begrüßt und mit einem klangvollen Orgelspiel willkommen geheißen. Danach ging es weiter zu einem Kaffeetrinken der besonderen Art. Ministerpräsident Stanislaw Tillich hatte alle Mitglieder der Bürgerdelegationen zu einer großen Kaffeetafel im Hof des Dresdner Zwingers eingeladen und es sich nicht nehmen lassen jedes Bundesland persönlich zu begrüßen. Auch wenn das Wetter nicht optimal war, war es doch eine schöne gesellige Runde von etwa 300 Landesvertretern, die gemeinsam lachten und sächsische Tortenspezialitäten genossen. Bevor es am Abend zum Empfang des Oberbürgermeisters ging, hatten wir Gelegenheit einen kleinen Blick auf das Bürgerfest, welches ein buntes Programm rund um die offiziellen Feierlichkeiten bot, zu werfen, statteten unserem Länderzelt einen kleinen Besuch ab und gönnten uns eine kleine Erfrischung. Trotz des Regens war sowohl die Ländermeile als auch die vielen verschiedenen bunten Meilen gut besucht und die Besucher trotzten mit Freude dem Wetter. Nach einem Begrüßungsgetränk und den einladenen Worten des Oberbürgermeisters der Stadt Dresden gab es für alle geladenen Gäste eine kleine visuelle und musikalische Show, welche an die Decke des Empfangssaals projeziert wurde. Danach gab es, endlich mal wieder, was zu essen, denn auch der Oberbürgermeiser hat es sich nicht nehmen lassen uns kulinarisch zu verwöhnen. Als die offiziellen Programmpunkte für beendet erklärt wurden trennte sich unsere Truppe. Die einen, ja auch ich, haben sich ins Hotel zurück gezogen, da wir doch ganz schön geschafft waren. Die anderen zog es entweder ins Länderzelt von Nordrhein-Westfahlen (ja, die können wirklich feiern) oder sahen sich die Laser- und Feuerwerkshow an der Elbe an. Der Tag der Deutschen Einheit begann für uns alle sehr früh, denn wir mussten schließlich noch durch den Sicherheitscheck. Vor lauter Aufregung und Vorfreude fiehl mein Frühstück sehr klein aus, denn Hunger hatte ich nun wirklich nicht. Nachdem wir von sehr netten Beamten gründlich durchleutet wurden, warteten bereits Shuttlebusse auf uns, die die Delegationen zu den Veranstaltungen bringen würden. Für den ein oder anderen war es wohl merkwürdig, dass wir jedesmal gefahren wurden, aber ist man einmal im Sicherheitsbereich gewesen, durfte man diesen nicht mehr verlassen. Nach einer kurzen Fahrt kamen wir an der imposant in den Himmel ragenden Frauenkirche an. Trotz der Kälte und des einsetzenden Regens haben wir es uns nicht nehmen lassen Fotos zu machen und auch erste Blicke auf die Sicherheitsmaßnahmen zu werfen. Ich habe noch nie so ein großes Aufgebot an Polizisten, Scharfschützen und Absperrungen gesehen, aber wir waren uns alle einig, dass wir wohl nirgends sicherer waren als an diesem Tag in Dresden. Als wir endlich in die Frauenkirche eingelassen wurden war mein erster Gedanke nur "Wow". Unsere Plätze waren auf der zweiten Empore mit direktem Blick auf die wunderschöne Orgel. Da es noch sehr früh war hatten wir Gelegenheit uns in Ruhe umzuschauen, einen ersten Blick in den Ablauf zu werfen und dabei zuzusehen wie die Politprominenz nach und nach eintraf, sowas sieht man schließlich nicht alle Tage. Aus dieser Höhe war es natürlich unmöglich scharfe Bilder zu machen, aber an Versuchen mangelte es trotzdem nicht. Pünktlich um 10 Uhr begann der ökumenische Festgottesdienst und wenn ich daran denke, bekomme ich noch immer Gänsehaut, denn es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl dabei gewesen zu sein. Nach etwa einer Stunde war es leider schon vorbei, aber nachdem wir die Frauenkirche verlassen haben, ging es auch schon weiter. Mit dem Shuttle wurden wir in die Semperoper gefahren, wo der offizielle Festakt zum Tag der Deutschen Einheit stattfinden sollte. Hier erwartete uns ein buntes Programm mit einer Mischung aus Musik, Tanz, Theater, Gesang und festlichen Ansprachen durch Herrn Tillich und Herrn Lammert. Der große Gänsehautmoment war natürlich als Orchester, Kreuzchor, Akteure und Publikum zum großen Finale die Deutsche Nationalhymne gesungen haben und einmal mehr deutlich wurde, wie sehr Musik verbindet. Kaum waren diese Erlebnisse gespeichert, ging es auch schon weiter zum Empfang des Bundespräsidenten. Nun stieg die Nervosität nochmal um ein Vielfaches, denn wir als Bürgerdelegationen hatten nicht nur die Gelegenheit durch eine Ansprache des Bundespräsidenten begrüßt zu werden, nein, Herr Gauck nahm sich auch für jedes Bundesland persönlich ein paar Minuten Zeit zum Händeschütteln, kurzer Worte und einem offiziellen Foto. Auch gab es die Gelegenheit ein kurzes Gespräch mit unserem Ministerpräsidenten und seiner Frau zu führen, die sich vor der Ansprache des Bundespräsidenten zu uns gesellten und sich ebenfalls Zeit für jeden einzelnen nahmen. Das Selfie mit dem Bundespräsidenten hat zwar leider nicht geklappt, aber wie viele können schon von sich behaupten den Bundespräsidenten zu treffen und mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Für mich war das eines der Highlights dieser außergewöhnlichen Reise. Nach einem leckeren Essen und etwas Freizeit um die Erlebnisse sacken zu lassen, begann am Abend der letzte Programmpunkt für alle Delegationen. Mit dem Ausflugsschiff "August der Starke" ging es die Elbe entlang Richtung Pilnitz und zurück. Während der Schifffahrt gab es ein tolles Essen, Gespräche und eine atemberaubende Aussicht auf die Skyline von Dresden und die Schlösser entlang der Elbe bei Nacht. Aber wer denkt, dass nach diesem Marathonprogramm für uns Schluss gewesen ist, der kennt Musiker nicht. Wir haben den Abend noch musikalisch und lustig in der Pianobar unseres Hotels ausklingen lassen. Anwesend, wie es sich für eine Pianobar gehört, war ein britischer sehr netter Pianist, der so einen lustigen Abend wohl nicht erwartet hätte. Wir haben gesungen und geklatscht, zum Schluss waren wir nicht nur seine Fans sondern auch seine Groopies (natürlich nur lustig gemeint, weil er so viel Spaß mit uns hatte). Dienstag war leider schon wieder alles vorbei und nach einem ausgedehnten Frühstück und dem Auschecken ging es mit dem Shuttle zum Zug und in Richtung Heimat. Zuhause angekommen wurde nochmal alles in Ruhe gesichtet, Bilder ausgetauscht und den Lieben stolz berichtet, was wir alles erlebt haben. Nach einer ausgiebigen Mütze Schlaf kann ich euch sagen, dass es ein einmaliges Erlebnis war. Nicht nur für mich, sondern für uns, war es eine Auszeichnung dabei gewesen zu sein. Nein, es ist eine wunderbare Ehrung für das Ehrenamt und alle, die ehrenamtlich tätig sind. Wir wissen alle, dass wir das nicht wegen der Anerkennung oder der Auszeichnungen machen, aber dies war so unbeschreiblich und außergewöhnlich, dass ich, ganz im Sinne der Worte von Herrn Lammert, stolz darauf bin auserwählt worden zu sein. Es war eine Reise mit lieben Menschen, vielen Eindrücken und lustigen Erlebnissen und einer tollen Betreuung durch die Staatskanzleien und allen, die auch an diesen Tagen ehrenamtlich tätig waren. Wir können stolz darauf sein, was wir mit unseren Vereinen erleben und auch darauf, dass ab und zu unser Ehrenamt in solch einem Rahmen geehrt wird. Comments are closed.
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November 2021
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